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Modelguide "Inszenierte Fotografie"

Modelguides gibt es mittlerweile schon wie Sand am Meer, doch jeder gute Fotograf handhabt die Anleitung der Models während des Shootings anders. Bei unerfahrenen Kundinnen leite ich gerne durchs komplette Shooting, falls gewünscht. Allerdingskann es nie schaden, sich im Vorfeld eines Shootings ein paar Tipps und Tricks zum Thema Posing ein zu holen, damit man mit den Grundlagen schon vertraut ist und die Aufregung nicht ganz so groß ist vorm "ersten Mal". Doch keine Sorge: ich werfe niemanden ins kalte Wasser und lasse ihn alleine posen, nur, weil er sich diesen Guide durchgelesen hat. Kommunikation während des Shootings ist das A und O, denn schließlich seht ihr euch selbst dabei nicht und nur ich kann euch erklären, was ihr tun müsst, damit wir schöne Ergebnisse erzielen.

 

Am Ende des Posingteils erwartet euch noch ein kleines Beautyprogramm, das ich jedem wärmstens ans Herz legen möchte, der mit mir shooten will, um mit einer optimalen Vorbereitung noch tolle Ergebnisse zu erzielen. 

Los geht's!

Die Grundlagen - Do's & Dont's

In diesem Guide möchte ich auf jeden Fall auch explizit auf ein paar Grundposen in der inszenierten Fotografie im Bereich Fantasy/Fairytale eingehen, denn viele meiner Shootingangebote handeln schließlich davon.

Bevor ich aber genauer auf das Thema eingehe, möchte ich dir erst einmal die Model-Grundlagen zeigen, die sich auf jede Art der Portraitfotografie übertragen lassen. NATÜRLICH gibt es davon immer Abweichungen und manchmal gilt extra "falsches" Posing als Stilmittel und kann, gekonnt eingestzt, super wirken.

Aber das würde hier einfach den Rahmen sprengen - deshalb mache dich erst einmal vertraut mit den wichtigsten Grundlagen zur optimalen Vorbereitung.

Der Klassiker: Brust raus, Bauch rein

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Ganz klarer Klassiker und etwas, was ich immer wieder betonen muss, weil es oftmals doch nicht so selbstverständlich zu sein scheint: Grundvoraussetzung ist eine gestreckte Körperhaltung, d.h. Rücken gerade, Brust raus, Schultern nicht hochziehen, sondern Schulterblätter leicht zusammendrücken, Hals strecken und dabei Bauch leicht einziehen. Viel einfacher: stell dir einfach vor, eine unsichtbarer Faden wäre an deinem Scheitel befestigt, der dich langsam nach oben zieht und streckt, du dabei aber die Schultern unten lässt. Dadurch nimmst du automatisch die Pose ein.

Eindrehen, statt frontal

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Es gibt ein paar wenige Posen, die gut wirken, wenn sie frontal zur Kamera stehen. I.d.R. aber ist es immer schmeichelhafter, wenn man sich leicht eindreht (am besten zum Licht hin). Das macht eine schmalere Linie und definiert die weiblichen Konturen besser. Versuche dabei auch darauf zu achten, die Oberarme nicht zu eng am Oberkörper zu lassen, da sie sonst breiter wirken könnten, als sie eigentlich sind und die Kontur der Taille verdecken könnten.

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Ein direkter, gerader Blick in die Kamera kann sehr reizvoll sein. Aber du kennst das vielleicht auch von Selfies machen: oftmals dreht man das Gesicht leicht seitlich zur Kamera, um die Gesichtskontur hervor zu heben und die Nase schmaler wirken zu lassen. Achte dabei mal darauf, in welche Richtung du dein Gesicht intuitiv zuerst drehst bzw. von welcher Seite aus du dich meist dabei fotografierst - das ist auch oft deine "Schokoseite" - also die Gesichtsseite, die du für dich am vorteilhaftesten empfindest. Bei meinen Shootings frage ich oft nach der Schokoseite, da ich, falls möglich, versuche, die Seite besonders ins richtige Licht zu rücken.

Kopfarbeit

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Streckt den Hals! Es gibt auf Portraits nur wenig unvorteilhafteres, als ein Doppelkinn. Bei meinen Musterbildern war es etwas schwierig, Mel ein Doppelkinn machen zu lassen, da sie eine sehr schlanke Kiefer- und Halslinie hat und deshalb haben wir es zur Anschauung extremer machen müssen. Aber das Prinzip ist einleuchtend: wenn ihr euren Blick senkt auf einen Punkt am Boden, so versucht nicht einfach das Kinn zu senken, sondern probiert, den Hals dabei gestreckt zu lassen und senkt den Blick lieber etwas mehr. Dabei wird automatisch eure Halslinie sichtbarer, was den ästhetischen Eindruck noch verstärkt. Passt aber auf, dass es nicht zu überstreckt wird, sonst könnte es schnell nach Schildkrötenhals aussehen :)

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Zu viel Augenweiß vermeiden! Das ist etwas, das ich ganz oft bei Frauen vor der Kamera erlebe, die eigentlich schon mehr Erfahrung haben, aber die dabei nie wirklich durch den Fotografen korrigiert wurden. Wenn du angewiesen wirst, in eine bestimmte Richtung zu sehen, dann halte den Kopf dabei nicht steif und rolle die Augen dorthin, sondern verwende deine Nasenspitze dabei immer als eine Art Zeigestock: da, wo du hinblickst, sollte i.d.R. auch deine Nasenspitze hinzeigen. Dadurch entsteht ein schöner Blick. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel: bei creepy Bildern darf man gerne mit den Augen rollen ;)

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Lichtquellen beachten. Ich arbeite gerade im Studio sehr oft mit vereinzelten Lichtquellen und leuchte Gesichter nicht komplett aus, um eine interessantere Stimmung zu erzeugen.

In diesen Bildern wird recht gut deutlich, was ich meine: die einzige Lichtquelle stand in dem Fall schräg rechts vom Model (also zur Linken von Mel). Sobald sie den Kopf vom Licht wegkippt, zeichnet sich ein deutlicher Schlagschatten ihrer Nase ab und Augenränder bzw. Labialfalten zeichnen sich deutlicher ab, was dadurch entsteht, dass in dem Fall das seitliche Licht von schräg unten auf ihr Gesicht zu fallen scheint.

Im Foto rechts erkennt man, dass die Konturen des Gesichts viel weicher wirken, sobald der Scheitel Richtung Lichtquelle zeigt: das Licht fällt dabei eher von schräg oben, blendet dabei Augenringe aus und streift ihre Nasenkante viel mehr, als dass es einen harten Schlagschatten verursacht. Zusätzlich wird die Haarstruktur am Oberkopf sichtbarer, was auch dann zum Vorteil werden kann, wenn man einen Kopfschmuck aufhat. Also merke: Scheitel eher zur Lichtquelle kippen, als davon weg.

Der Übergang zur inszenierten Fotografie - Handarbeit

Ein äußerst wesentlicher Bestandteil der inszenierten Fotografie ist natürlich das inszenierte Posing. Dabei wird meist ein Augenmerk auf äußerst ästhetische und harmonische Posings gelegt, die oftmals mit einer natürlicheren Körperhaltung, wie sie z.B. schon eher in der Streetfotografie vorkommt, auf den ersten Blick nicht viel gemein hat. Man bedient sich eher märchenhafter Posen, die eine kleine Geschichte erzählen können, oder den Charakter der dargestellten Person/Figur unterstreichen sollen. Bei Shootings in tollen Roben z.B. möchte man eher elegant, edel, prinzessinnen-/feenhaft und/oder erhaben wirken, in düsterem Kostüm vielleicht eher unheimlich, mysthisch, unergründlich, böse etc.pp.

Dabei zählt nicht alleine nur der gekonnte Blick und der richtige Augenaufschlag, sondern selbstverständlich auch die gekonnte Gestik.

Neben den Augen sind meiner Meinung nach die wichtigsten Ausdrucksmittel eines Menschen die Hände. Sie sind nicht nur reine Werkzeuge, sondern können Stimmungen hervorragend transportieren.

Es würde absolut den Rahmen sprengen und ich könnte eigentlich schon fast ein Buch darüber schreiben, was man alles mit Händen in der Fotografie anstellen könnte, wenn man das nötige Feingefühl in den Fingerspitzen besitzt.

Aber da es hierbei um die Grundlagen geht und es mir wichtig ist, dass du einfach ein kleines Grundgefühl für die Thematik bekommst, möchte ich hier nur die wesentlichen Punkte aufzählen, die sehr viele meiner Shootings betreffen und die auch fast immer Thema bei Kundenshootings sind.

Keine Sorge: wenn du dir unsicher über deine "Handarbeit" bist oder denkst, dass deine Hände einfach zu unschön sind, als dass sie so deutlich mit aufs Bild sollen, können wir das Augenmerk davon gern ablenken. Wie schon erwähnt: ich lasse niemanden im Regen stehen und leite dich so durchs Shooting, dass du dich auch wohl fühlst :)

Zeig mir die Handkante

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Versuche zu vermeiden, Handfläche oder Handrücken zur Kamera zeigen zu lassen, denn das lässt die Hände stark in den Vordergrund treten. Sie wirkt manchmal sogar größer, als der eigene Kopf und ziehen unnötig den Blick auf sich. Viel besser ist es, eher die Handkante zur Kamera zu drehen (ganz gleich, ob äußere oder innere). Versuche dabei, auch die Finger locker zu lassen und ganz leicht und ohne Spannung auf zu fächern. Manchmal benötigt es viel Fingerspitzengefühl, damit diese Handhaltung auch gut aussieht - das ist definitiv ein paar Übungen vor dem heimischen Spiegel wert.

Wohin mit den Händen?

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Hände hängen lassen in einem Ganzkörperfoto kann man machen...ist allerdings nicht gerade eine optimale Pose für die Art von Fotos, die wir machen wollen. Nur wohin mit den Händen? Die erste Pose, die den meisten einfällt, ist die "Hände in die Taille stemm"-Pose, die allerdings eher bei Fashion/Editorialbildern funktioniert und für die inszenierte Fotografie auch eher weniger taugt.

Das erste, was man deshalb machen könnte, ohne direkt in ausladendere Posen geleitet zu werden, besteht aus einer kleinen Einstiegspose, aus der man immer recht gute Übergänge zu anderen Posen findet. Dabei legt man die Unterarme so ineinander, als ob man vorsichtig ein Kind unter der Brust wiegen würde. Achtet dabei auf jeden Fall darauf, dass ihr die Arme nicht verschränkt, sondern der obere Arm wirklich nur sanft auf dem unteren aufliegt. Auch hier gilt wieder: zeigt die Handkanten.

Probiert die Pose aus, lasst die oben aufliegende Hand am berührenden Oberarm hochgleiten, kurz auf dem Schlüsselbein ruhen und berührt dann mit der Handfläche eure Wange. Dabei bleibt die andere Hand die ganze Zeit auf Bauchhöhe und unterstützt sanft den Ellenbogen mit Handfläche oder auch Handrücken (nicht darauf abstützen).

Alleine aus diesem kleinen Bewegungsablauf heraus habt ihr schon mehrere Anfangsposen, mit denen man gut starten kann. Vergesst dabei nicht, euch leicht seitlich eingedreht in lockerer Haltung zur Kamera zu stellen und neigt den Kopf gern ein wenig dabei zur Seite. Denn wie wir bei den nächsten Punkten sehen werden: beugen ist schöner!

Beugen ist schöner!

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Das klingt jetzt vielleicht seltsam, aber: oftmals kommen die schönsten Grundposen zu stande, wenn so viel wie möglich gebeugt ist. Das fängt bei der Neigung des Kopfes an, hin zu den gebeugten Ellenbogen, leicht angewinkelten Handgelenken und vorsichtig eingeknickten Fingern (da ist der Fächer wieder!), über die eingeknickte Hüfte hin zu einem leicht eingeknickten Knie, das sich ein klein wenig vor das andere Knie schiebt. Natürlich ist das keine Alltagshaltung und natürlich benötigt sie Übung, aber sie verleiht dem Körper interessante Kurven und wirkt gerade in einem Kleid extrem weiblich und märchenhaft. Fast wie bei einer Disney-Prinzessin - wobei wir auch schon beim letzten Thema sind:

Das Disney-Prinzessin-Prinzip

Hast du eigentlich gerade bei älteren Disneyfilmen einmal auf die eleganten und geradezu schwebenden Posen der Prinzessinnen geachtet? Ist dir dabei aufgefallen, dass das Prinzip "Beugen ist schöner" 1A auf die singenden Ladies zutrifft? Du wirst diese Figuren selten in steifer und gerader Körperhaltung erleben, denn der elfenhafte und äußerst feminine Eindruck entsteht, neben ihrer Kleidung, in allererster Linie durch ihre überzeichnet tänzerische Haltung und die grazile Arm- und Handstellung, gepaart mit leicht gebeugtem Kopf und oftmals zur linken oder rechten Seite gebeugten Körperhaltung. Ich musste nicht lange googeln, bis ich entsprechende Abbildungen von Disneyprinzessinnen fand, die das bestätigen.

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Wie du sehen kannst, haben alle Figuren mehrere Haltungseigenschaften gemeinsam: der leicht geneigte Kopf, die angewinkelten Ellenbogen, die angewinkelten Handgelenke und gefächerten Finger und die leicht zur Seite geneigte Körperhaltung. Insgesamt vermittelt die Haltung zarte Eleganz und Leichtigkeit. Gepaart mit luftigen Stoffen, wird der Eindruck natürlich extrem forciert.

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Und auch wir können einen Hauch von Disney-Leichtigkeit in ein Shooting bringen, wenn es der Thematik dienlich ist.

Bei dieser sehr klassischen Pose z.B. geht es nach dem selben Grundprinzip zu: alle Gliedmaßen, ausser dem Standbein, sind gebeugt. Am elegantesten wird es meist, wenn die Hände unterschiedlich hoch und nicht auf selber Ebene gehalten werden. Achte aber vor allem auf eines: auf die leicht angewinkelten Handgelenke. Probier es selbst aus und versuche die Pose vor dem Spiegel mit gesenkten oder geraden Handgelenken. Du wirst sehen, dass es bei weitem nicht so elegant wirkt ohne dieses kleine Detail. Wenn der Stoff deines Kleides es zulässt, dann schnapp dir ruhig eine Seite davon und hebe sie an. Damit kann man auch wunderbar spielen, hin und her bewegen und die Pose variieren, um vielleicht auch etwas Dynamik in den Stoff zu bekommen.

Und auch wir können einen Hauch von Disney-Leichtigkeit in ein Shooting bringen, wenn es der Thematik dienlich ist.

Bei dieser sehr klassischen Pose z.B. geht es nach dem selben Grundprinzip zu: alle Gliedmaßen, ausser dem Standbein, sind gebeugt. Am elegantesten wird es meist, wenn die Hände unterschiedlich hoch und nicht auf selber Ebene gehalten werden. Achte aber vor allem auf eines: auf die leicht angewinkelten Handgelenke. Probier es selbst aus und versuche die Pose vor dem Spiegel mit gesenkten oder geraden Handgelenken. Du wirst sehen, dass es bei weitem nicht so elegant wirkt ohne dieses kleine Detail. Wenn der Stoff deines Kleides es zulässt, dann schnapp dir ruhig eine Seite davon und hebe sie an. Damit kann man auch wunderbar spielen, hin und her bewegen und die Pose variieren, um vielleicht auch etwas Dynamik in den Stoff zu bekommen.

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Auch mit Stoff in der Hand gilt es aber auch noch auf die Finger zu achten. Du weißt gar nicht, wie oft ich die Haltung im linken Bild oben schon gesehen habe, wenn ich sagte, dass das Model den Stoff in die Hand nehmen soll. Aber kein Problem, korrigiert ist das schnell und ich halte zwei Varianten für am elegantensten: entweder nimmst du die Spitze des Stoffes, wie mit einer spitzen Zange, mit den Fingerspitzen auf und lässt den kleinen Finger leicht abstehen, oder (und das habe ich von Tänzerinnen gelernt) du nimmst den Stoff zwischen Zeige- und Mittelfinger bzw. Mittel- und Ringfinger, was meiner Meinung nach noch eleganter wirkt.

Achte beim Aufnehmen des Stoffes allerdings unbedingt darauf, dass du ihn so weit wie möglich unten greifst, damit er beim Anheben in einen schönen Bogen fällt und nimm ihn nicht direkt auf mittlerer Oberschenkelhöhe auf, so dass eine unschöne, gespannte Stoffbahn zwischen Taille und Hand entsteht (siehe unten)

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Das war meine kleine Einführung in die Posingwelt der inszenierten Fotografie. Ich hoffe, dass dir der Kopf jetzt nicht raucht und du denkst, dass du dir das bestimmt nicht alles merken kannst!

Keine Sorge, das musst du auch definitiv nicht. I.d.R. sind das alles Punkte, die ich ohnehin meist ganz automatisch bei meinen Kundinnen korrigiere, wenn ich mit ihnen shoote.

Richtig posen ist eben nicht einfach: es ist hier und da anstrengend und kann manchmal sogar Muskelkater machen. Aber du wirst sehen, dass es mega Spaß machen kann, nachdem man sich ein wenig eingegroovt hat und schnell hat man während des Shootings ganz automatisch die wichtigsten Grundregeln verinnerlicht.

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Ich hoffe, mein kleiner Guide konnte dir weiterhelfen.  Bitte verrate mir vor der Buchung auf jeden Fall noch, ob du weitere Fragen haben solltest.

ich freue mich auf unser Shooting!

Liebe Grüße

Maria

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